Einzelbetriebe
Die Beurteilung der wirtschaftlichen Lage der Betriebe beruht auf den Ergebnissen der Zentralen Auswertung des Instituts für Nachhaltigkeitswissenschaften (INH) von Agroscope. Neben den verschiedenen Einkommensgrössen liefern Indikatoren, wie z. B. jene r zur finanziellen Stabilität, wichtige Hinweise auf die wirtschaftliche Lage der Betriebe.
Systemwechsel der Zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten
Agroscope führt seit 2015 eine neue Einkommensschätzung durch, die auf einer Zufallsstichprobe basiert, wobei die Ergebnisse der Jahre 2014 und 2015 präsentiert werden können. Mit Ausnahme von sehr kleinen Betrieben können nun Betriebe der wichtigsten Betriebs- und Rechtsformen (vorläufig ohne juristische Personen) ausgewählt werden, um auf freiwilliger Basis und in anonymisierter Form Buchhaltungen für die Auswertung zur Verfügung zu stellen. Dieses Vorgehen führt gegenüber der bisherigen, nicht zufälligen Auswahl der Betriebe zu einer deutlichen Verbesserung der Repräsentativität der Stichprobe. Die Ergebnisse der neuen Stichprobe im 2014 dienen als Vergleichsgrösse, um die Einkommensveränderung des Buchhaltungsjahres 2015 zu schätzen.
Die Stichprobe im Buchhaltungsjahr 2014 erreichte noch nicht den geplanten Umfang und die optimale Zusammensetzung. Darum wurden für das Buchhaltungsjahr 2015 Anpassungen am Auswahlplan vorgenommen und viele neue Betriebe rekrutiert. Diese beträchtliche Veränderung der Stichprobe erschwerte die Vergleichbarkeit der Ergebnisse aus den beiden Erhebungsjahren und beeinflusste die Schätzung der Veränderungen zwischen den Mittelwerten von 2014 und 2015. Daher wurde die prozentuale Veränderung der untersuchten Kennzahlen basierend auf den Betrieben berechnet, welche in beiden Jahren Daten geliefert haben. Die publizierten Mittelwerte für das Buchhaltungsjahr 2015 wurden auf der Basis der vollen Stichprobe geschätzt.
Einkommen
Das landwirtschaftliche Einkommen 2015 nahm gegenüber dem Vorjahr um 6,1 % ab und betrug im Mittel 61 400 Franken je Betrieb. Hauptgründe für den Rückgang waren die tieferen Preise für Milch und Schweinefleisch sowie die aufgrund der Witterung tieferen Naturalerträge bei einzelnen Acker-, Futter- und Obstbaukulturen. Das ausserlandwirtschaftliche Einkommen nahm um 3,4 % zu. Damit reduzierte sich das Gesamteinkommen um 2,9 %.
Landwirtschaftliches Einkommen nach Regionen (in Fr., mit Gemeinschaftsbetriebe, gesamte Stichprobe)
Einkommen nach Region | 2015 | Veränderung 2014-2015 in % |
Schweiz | 61 402 | -6,1 |
Talregion | 74 764 | -6,9 |
Hügelregion | 53 645 | -8,9 |
Bergregion | 49 775 | -1,1 |
In der Talregion ging das landwirtschaftliche Einkommen um 6,9 % auf 74 800 Franken zurück. In der Hügelregion fiel der Einkommensrückgang mit 8,9 % auf 53 600 Franken etwas grösser aus. Das hängt damit zusammen, dass sich bei sinkenden Erträgen der Aufwand für Material, Waren und Dienstleistungen weniger stark reduzierte als in den anderen Regionen. Mit 49 800 Franken konnte das landwirtschaftliche Einkommen in der Bergregion (minus 1,1 % gegenüber 2014) fast auf Vorjahresniveau gehalten werden. Aufgrund des hohen Anteils Direktzahlungen am gesamten betrieblichen Ertrag in der Bergregion reagiert das landwirtschaftliche Einkommen dort generell weniger stark auf witterungs- oder marktbedingte Schwankungen der Erlöse. Weiter haben in dieser Region die Direktzahlungen je Betrieb leicht zugenommen (plus 1,4 %).
Einkommen der Landwirtschaftsbetriebe nach Regionen (in Fr., ohne Gemeinschaftsbetriebe)
Einkommen nach Region | 2015 | Veränderung 2014-2015 in % |
Schweiz | ||
Landwirtschaftliches Einkommen | 58 468 | -5,8 |
Ausserlandwirtschaftliches Einkommen | 29 874 | 3,4 |
Gesamteinkommen | 88 342 | -2,9 |
Talregion | ||
Landwirtschaftliches Einkommen | 70 562 | -6,3 |
Ausserlandwirtschaftliches Einkommen | 30 331 | 3,5 |
Gesamteinkommen | 100 892 | -3,5 |
Hügelregion | ||
Landwirtschaftliches Einkommen | 51 627 | -8,2 |
Ausserlandwirtschaftliches Einkommen | 33 045 | 13,0 |
Gesamteinkommen | 84 672 | -1,2 |
Bergregion | ||
Landwirtschaftliches Einkommen | 47 980 | -5,3 |
Ausserlandwirtschaftliches Einkommen | 26 397 | -2,4 |
Gesamteinkommen | 74 377 | -3,4 |
Quelle: Agroscope INH, Zentrale Auswertung
Das Gesamteinkommen eines landwirtschaftlichen Haushaltes setzt sich aus dem landwirtschaftlichen und dem ausserlandwirtschaftlichen Einkommen zusammen und steht den Bauernfamilien für den Privatverbrauch und zur Eigenkapitalbildung zur Verfügung. Das ausserlandwirtschaftliche Einkommen wird für die Betriebsgemeinschaften nicht erhoben. Somit kann das Gesamteinkommen nur für die Einzelunternehmen ohne Betriebsgemeinschaften berechnet werden. Im Jahr 2015 betrug das ausserlandwirtschaftliche Einkommen je Betrieb im Durchschnitt 29 900 Franken und stieg gegenüber dem Vorjahr um 3,4 %. Dieser Zuwachs konnte einen Teil des Rückgangs des landwirtschaftlichen Einkommens wettmachen. Das Gesamteinkommen erreichte je Betrieb durchschnittlich 88 300 Franken und sank damit gegenüber 2014 um 2,9 %.
Betriebsergebnisse: Alle Regionen
Betriebsergebnisse Talregion
Betriebsergebnisse: Hügelregion
Betriebsergebnisse: Bergregion
Arbeitsverdienst
Der Arbeitsverdienst entspricht dem landwirtschaftlichen Einkommen nach Abzug der kalkulatorischen Kosten für das Eigenkapital des Betriebes, auch Zinsanspruch für das Eigenkapital genannt. Der Arbeitsverdienst pro Vollzeit-Äquivalent-Familienarbeitskraft wiederspiegelt die Höhe der Entschädigung der auf dem Betrieb arbeitenden Familienarbeitskräfte.
Arbeitsverdienst der Landwirtschaftsbetriebe 2015: nach Regionen und aufgeteilt in vier Klassen
Arbeitsverdienst in Fr. pro FJAE1 | ||||
Region | Mittelwerte | Mittelwerte | Mittelwerte | Mittelwerte |
1. Viertel (0–25 %) | 2. Viertel (25–50 %) | 3. Viertel (50–75 %) | 4. Viertel (75–100 %) | |
Talregion | 17 688 | 40 293 | 62 305 | 106 035 |
Hügelregion | 11 944 | 30 215 | 43 665 | 74 669 |
Bergregion | 12 850 | 27 258 | 37 797 | 67 170 |
Total | 13 874 | 32 344 | 48 575 | 88 723 |
1 FJAE: Familien-Jahresarbeitseinheiten: Basis 280 Arbeitstage
Quelle: Agroscope INH, Zentrale Auswertung
Aufgrund des negativen Zinssatzes der zehnjährigen Bundesobligationen entfällt der Zinsanspruch erstmals. Der im Vergleich zum Vorjahr resultierende Rückgang des Zinsanspruchs, kombiniert mit einer leichten Abnahme der Anzahl Familienarbeitskräfte (minus 1,5 %), führte zu einem leichten Anstieg des Arbeitsverdienstes pro Vollzeit-Äquivalent-Familienarbeitskraft um 0,9 % auf 44 600 Franken. Mit 54 700 Franken pro Familienarbeitskraft lag der Arbeitsverdienst in der Talregion um 38 % höher als in der Hügelregion (39 700 Fr.) und um 55 % höher als in der Bergregion (35 200 Fr.).
Vergleichslohn 2015, nach Regionen
Region | Arbeitsverdienst pro FJAE 1 | Vergleichslohn 2 |
Fr. pro Jahr | Fr. pro Jahr | |
Talregion | 49 618 | 74 000 |
Hügelregion | 36 261 | 69 000 |
Bergregion | 32 052 | 66 200 |
1 FJAE: Familien-Jahresarbeitseinheiten, Median
2 Median der Jahres-Bruttolöhne aller im Sekundär- und Tertiärsektor beschäftigten Angestellten
Quelle: BFS, Agroscope INH, Zentrale Auswertung
Der durchschnittliche Arbeitsverdienst der Familienarbeitskräfte in der Landwirtschaft ist generell tiefer als derjenige der Löhne der Arbeitnehmenden im zweiten und dritten Sektor. 2015 betrug der Median des Arbeitsverdienstes je Familienarbeitskraft in der Tal-, Hügel- und Bergregion jeweils 67 %, 53 % bzw. 48 % des Vergleichslohnes. Es ist jedoch zu beachten, dass hier aufgrund der Datenlage nur ein Jahr betrachtet werden kann. Der Durchschnitt der letzten drei Jahre würde aufgrund der guten Jahre 2013 und 2014 höher ausfallen. Der Arbeitsverdienst pro Betrieb entspricht im Jahr 2015 dem landwirtschaftlichen Einkommen, weil keine Verzinsung des Eigenkapitals eingerechnet wird.
Einkommen der Landwirtschaftsbetriebe nach Betriebstypen 2015 (ohne Gemeinschaftsbetriebe)
Betriebstyp | Landw. Nutz-fläche | Familienar-beitskräfte | Landw. Einkommen (Arbeitsverdienst) | Ausser-landw. Ein-kommen | Gesamtein-kommen |
ha | FJAE | Fr. | Fr. | Fr. | |
Ackerbau | 32,69 | 1,09 | 64 880 | 38 004 | 102 884 |
Spezialkulturen | 16,47 | 1,29 | 79 021 | 28 919 | 107 940 |
Milchkühe | 22,17 | 1,36 | 51 038 | 28 368 | 79 406 |
Mutterkühe | 28,63 | 1,33 | 48 906 | 32 936 | 81 842 |
Rindvieh gemischt | 24,44 | 1,36 | 47 257 | 27 235 | 74 492 |
Pferde/Schafe/Ziegen | 20,91 | 1,38 | 48 206 | 24 871 | 73 077 |
Veredlung | 16,22 | 1,30 | 77 518 | 28 353 | 105 871 |
Komb. Milchkü-he/Ackerbau | 30,70 | 1,38 | 65 496 | 24 875 | 90 372 |
Kombiniert Mutterkühe | 30,43 | 1,24 | 53 368 | 44 453 | 97 821 |
Kombiniert Veredlung | 23,39 | 1,33 | 69 079 | 29 080 | 98 159 |
Kombiniert Andere | 27,60 | 1,33 | 59 899 | 33 712 | 93 611 |
Quelle: Agroscope INH, Zentrale Auswertung
Die Höhe des Arbeitsverdienstes pro Familienarbeitskraft hängt stark vom Betriebstyp ab. Drei von elf Betriebstypen zeichneten sich durch einen Arbeitsverdienst aus, der zwischen 30 und 40 % über dem gesamtschweizerischen Mittel lag. Zu diesen Betriebstypen gehörten Spezialkulturen, Ackerbau und Veredlung (Schweine-/Geflügelhaltung) mit durchschnittlichen Arbeitsverdiensten um die 60 000 Franken. Einen nah am gesamtschweizerischen Median liegenden Arbeitsverdienst verzeichneten alle kombinierten Betriebstypen. Deutlich tiefere Arbeitsverdienste in der Grössenordnung von 37 000 Franken wiesen die Betriebstypen Milchkühe, Mutterkühe, Rindvieh gemischt (Rindvieh mit tiefem Anteil an Milchkühen) und Pferde/Schafe/Ziegen auf. Die erzielten Arbeitsverdienste dieser Typen lagen 15–20 % tiefer als der gesamtschweizerische Durchschnitt.
Betriebsergebnisse Ackerbau
Betriebsergebnisse Spezialkulturen
Betriebsergebnisse Milchkühe
Betriebsergebnisse Mutterkühe
Betriebsergebnisse Rindvieh gemischt
Betriebsergebnisse Pferde/Schafe/Ziegen
Betriebsergebnisse Veredlung
Betriebsergebnisse Kombiniert Milchkühe/Ackerbau
Betriebsergebnisse Kombiniert Mutterkühe
Betriebsergebnisse Kombiniert Veredlung
Betriebsergebnisse Kombiniert Andere
Mauro Ryser, BLW, Fachbereich Agrarpolitik, mauro.ryser@blw.admin.ch
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