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Wir kommentieren hier die jüngste Entwicklung einiger Aspekte des landwirtschaftlichen Aussenhandels der Schweiz und der Schweizer Preisverhältnisse im Vergleich mit dem Ausland.

Internationale Handelspartner 

 

Ergänzend zu den Statistiken zum produktspezifischen Aussenhandel unter der Rubrik «Markt» und zur gesamten Schweizer Landwirtschaft unter der Rubrik «Markt» > «Marktentwicklungen» > «Aussenhandel» werden hier punktuelle Analysen des landwirtschaftlichen Aussenhandels der Schweiz vorgenommen.

Schweizer Ausfuhren im Rahmen des «Schoggigesetzes» 

Das «Schoggigesetz» regelt die Ausfuhr von landwirtschaftlichen Verarbeitungsprodukten wie beispielsweise Biskuits oder Schokolade, die Grunderzeugnisse schweizerischen Ursprungs enthalten. Zu diesen Grunderzeugnissen zählten 2015 im Wesentlichen 74 000 Tonnen Kondensmilch, 12 000 Tonnen Milchpulver, 2400 Tonnen Butter und 36 000 Tonnen Weizenmehl. Mengenmässig haben sich diese Exporte von landwirtschaftlichen Grunderzeugnissen schweizerischen Ursprungs zur Herstellung landwirtschaftlicher Verarbeitungsprodukte zwischen 2002 und 2015 mehr als verdoppelt (Faktor 2,16).

Veredelungsverkehr 

Der Veredelungsverkehr ist ein bedeutender Teil des landwirtschaftlichen Aussenhandels der Schweiz. Der aktive Veredelungsverkehr umfasst die Einfuhr von Waren zur Bearbeitung, Verarbeitung und Ausbesserung und die anschliessende Wiederausfuhr der Veredelungsprodukte. 2015 hat die Schweiz im Rahmen des aktiven Veredelungsverkehrs Agrarerzeugnisse für eine Summe von 185 Millionen Franken eingeführt. Dies entspricht 2 % der landwirtschaftlichen Gesamteinfuhr der Schweiz (11,3 Mrd. Fr.) und gegenüber 2002 einem Plus von 32 %. Es handelt sich hierbei hauptsächlich um Molke, Rindfleisch ohne Knochen (namentlich für die Herstellung von Bündnerfleisch), pflanzliche Fette und Öle sowie Laktose. 2015 bezifferte sich die Wiederausfuhr von landwirtschaftlichen Veredelungserzeugnissen auf 2788 Millionen Franken, was 30% des landwirtschaftlichen Gesamtexports (9,3 Mrd. Fr.) entspricht. Das sind dreimal mehr als 2002. Limonaden, Zigaretten, Zubereitungen für die Ernährung von Kindern, Schokolade, Hunde- und Katzenfutter, Säuglingsnahrung, Teigwaren, Fett- oder Ölgemische (ohne Fette und Öle von der Milch) und Trockenfleisch zählten hier zu den wichtigsten Erzeugnissen. Betrachtet man die Ausgangsmaterialien, die in diesen Ausfuhren von verarbeiteten landwirtschaftlichen Erzeugnissen enthalten sind, so betrifft dies beispielsweise 80 000 Tonnen Kristallzucker, 27 000 Tonnen andere Zuckerarten, 32 000 Tonnen pflanzliche Öle und Fette sowie 9000 Tonnen Hartweizengries. Der passive Veredelungsverkehr umfasst die Bearbeitung, Verarbeitung und Ausbesserung von Waren inländischen Ursprungs ausserhalb der Schweiz und ihre anschliessende Wiedereinfuhr. Der passive Veredelungsverkehr fällt weniger ins Gewicht als der aktive. 2015 wurden in der Schweiz im Rahmen des passiven Veredelungsverkehrs landwirtschaftliche Ausfuhren in Höhe von 38 Millionen Franken getätigt; dies entspricht 0,4 % des landwirtschaftlichen Gesamtexports der Schweiz und gegenüber 2002 einem Plus von 104 %. Hauptsächlich wurden Weizenmehl, Rahm und Molke exportiert. Die Wiedereinfuhren des passiven Veredelungsverkehrs im Jahr 2015 beliefen sich auf 65 Millionen Franken bzw. 0,6 % der landwirtschaftlichen Gesamteinfuhren. Das sind dreimal mehr (Faktor 2,6) als 2002. Brot, Rahm und Kartoffelchips sind hier an erster Stelle zu nennen.

Importmassnahmen Russlands 

Die am 6. August 2014 von Russland verhängten Importmassnahmen zur Verhinderung von Einfuhren landwirtschaftlicher Erzeugnisse aus der EU hatten insgesamt keinen Anstieg der Exporte von Schweizer Agrarprodukten nach Russland zur Folge. Im Gegenteil gingen diese zwischen 2013 und 2015 um 21 % zurück. Die Schweizer Agrarexporte nach Russland beliefen sich 2013 auf 231 Millionen Franken oder 2,4 % der landwirtschaftlichen Gesamtexporte der Schweiz (9604 Mio. Fr.) und 2015 auf 181 Millionen Franken oder 1,9 % des Gesamtwerts (9349 Mio. Fr.). 2015 sind die Schweizer Käseexporte nach Russland trotz des Aufwärtstrends gegenüber 2013 nach wie vor vernachlässigbar (1 %), wenn man sie mit den Käseexporten nach Russland der EU-28 vor dem russischen Import-Verbot vergleicht (1181 Mio. Fr. im Jahr 2013). Eine rückläufige Tendenz zeigt sich zwischen 2013 und 2015 hingegen bei den Schweizer Exporten nach Russland von Zubereitungen für die Ernährung von Kindern (von 81 Mio. Fr. auf 62 Mio. Fr.).

Exporte einer Auswahl an landwirtschaftlichen Erzeugnissen der Schweiz und der EU in die Welt und nach Russland zwischen 2012 und 2015 (in Mio. Fr.)

Zoom: ab_16_tabelle_exporte_erzeugnisse_d.png

Brexit 

An der Volksabstimmung vom 23. Juni 2016 sprachen sich 51,9 % der Stimmenden in Grossbritannien und Nordirland für den Austritt des Vereinigte Königreichs aus der Europäischen Union aus. Mit diesem Entscheid kommt es zu Neuverhandlungen des Völkerrechts, das den Agrarhandel namentlich zwischen der Schweiz und dem Vereinigten Königreich regelt. Der bilaterale Agrarhandel zwischen der Schweiz und dem Vereinigten Königreich ist in der nachfolgenden Tabelle in wertmässig absteigender Reihenfolge dargestellt. Diese Aufstellung zeigt, dass die Behörden im Vereinigten Königreich für den Import aus der Schweiz einen viermal kleineren Wert ausweisen (134 Mio. Fr.) als was die Schweizer Zollbehörden für den Export registriert haben (562 Mio. Fr.). Die Hintergründe hierfür müssen noch geklärt werden. Es kann beispielsweise sein, dass das Vereinigte Königreich beim Import den Grundsatz des Herkunftslandes nicht wirklich anwendet; dass es das Absenderland anstelle des Herkunftslandes vermerkt, wenn letzteres nicht bekannt ist; dass die Schweizer Ware in ein anderes Land weiterversandt wird; oder dass die Schweizer Exporte in das Vereinigte Königreich nicht alle Schweizer Herkunft sind. Diese Tatsache zeigt, dass es bezüglich der Harmonisierung der Statistiken noch einiges zu tun gibt. Vorbehaltlich dieser Anmerkungen sind bei den exportierten landwirtschaftlichen Erzeugnissen an erster Stelle Verarbeitungsprodukte, Wein (auch wiederausgeführt) und Käse zu nennen. Importiert werden insbesondere Whisky, Gin, Kaffee und Tabak.

Landwirtschaftlicher Aussenhandel 2015 zwischen der Schweiz und dem Vereinigten Königreich (in tausend Fr.)

Zoom: ab_16_tabelle_landwirt_aussenhandel_d.png

Importe und Zollansätze 

2015 wurde wertmässig die Hälfte der Schweizer Agrarimporte zollfrei eingeführt. Über alle landwirtschaftlichen Importe betrachtet, machten die durchschnittlichen, wertmässig gewichteten Bruttozölle 6 % des Warenwerts der Einfuhren aus. Gemäss der WTO-Publikation «World Tariff Profiles 2015» beläuft sich das einfache arithmetische Mittel der gegenüber der meistbegünstigten Nation angewandten Schweizer Zölle im Jahr 2014 auf 36 %. Dieser letztere Zollansatz fällt sechsmal höher aus als der davor erwähnte, da darin weder Präferenzzölle noch Zollvergünstigungen für gewisse Verwendungszwecke oder der Veredelungsverkehr unter Steueraussetzung berücksichtig werden und da er nicht nach dem Wert der Importe gewichtet ist. Ausserdem berechnet die WTO das Mittel in zwei Schritten: Zuerst wird das Mittel der nationalen Tariflinien für jede sechsstellige Unterposition des Harmonisierten Systems zur Bezeichnung und Codierung der Waren (HS) eruiert, und dann wird das Mittel der Mittel aller Unterpositionen berechnet.

Wert der Importe und Höhe der Bruttozölle für alle Agrarprodukte im Jahr 2015 

ZolltypImportwertBruttozoll 
 in Mio. Fr.in Mio. Fr.%
(a)(b)(c)(d) = (c) / (b)
Normaler Zollansatz 4411 532 12 %
Reduzierter Zollansatz 1381 131 10 %
Zollfrei 5484 - 0 %
Total 11 276 663 6 %

Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung

Länderinformationen

Statistiken zu über 50 Handelspartnern, darunter diejenigen, mit denen die Schweiz zurzeit ein Freihandelsabkommen verhandelt, können unter diesem Link eingesehen werden. Diese Statistiken umfassen allgemeine wirtschaftliche Indikatoren, landwirtschaftliche Produzentenpreise, Angaben zum landwirtschaftlichen Aussenhandel, die Liste der Haupthandelspartner und die Zolltarife.

Jean Girardin, BLW, Fachbereich Internationale Handelspolitik, jean.girardin@blw.admin.ch