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Am 28. April 2016 luden die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) und die Direktion der Institutionen und der Land- und Forstwirtschaft des Kantons Freiburg (ILFD) gemeinsam zu einem Kongress ein, um Lösungen für eine einfachere Umsetzung der Grundsätze für verantwortungsvolle Investitionen in die Landwirtschaft und die Ernährungssysteme (RAI) zu finden.

Über 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus allen involvierten Branchen – Banken, Rohstoffhandel, Landwirtschaft, Zivilgesellschaft (NGO) und multinationale Unternehmen – trafen sich am Landwirtschaftlichen Institut Grangeneuve (Freiburg), um optimale Mittel und Wege zu suchen, wie diese freiwilligen Richtlinien auf nationaler Ebene angewandt werden können. Mit den RAI-Grundsätzen soll den Akteurinnen und Akteuren der nötige Rahmen vorgegeben werden, um nachhaltig und für alle Beteiligten gewinnbringend in den Agrar- und Ernährungssektor zu investieren. Um bis 2050 über 9 Milliarden Menschen ernähren und vor Ort konkret etwas zu bewirken zu können, wobei jeder davon profitieren soll, müssen dieses Investitionen quantitativ wie auch qualitativ, d. h. hinsichtlich der ökologischen und sozialen Aspekte, erhöht werden.

Der CEO von Nestlé, Paul Bulcke, setzte mit seiner Anwesenheit in Grangeneuve ein starkes Zeichen und erläuterte, wie wichtig nachhaltige Investitionen in die Landwirtschaft und die Ernährungssysteme sind, um die Beschäftigungsperspektiven in den ländlichen Gebieten zu verbessern und den Sektor für die junge Generation attraktiv zu machen. In seiner Rede unterstrich er die Bedeutung eines koordinierten Vorgehens und einer engen Zusammenarbeit unter den betroffenen Akteurinnen und Akteuren, namentlich über Partnerschaften. Er betonte zudem, dass bei Investitionen in die Landwirtschaft und die Ernährungssysteme ein langfristiger Zeithorizont unabdingbar ist.

Fünf Vertreterinnen und Vertreter der Finanzbranche (Gaëlle Bonnieux, ResponsAbility), der Landwirtschaft (Fritz Glauser, World Farmers Organization), der Zivilgesellschaft (Andreas Schriber, Biovision), des Rohstoffhandels (Ramon M. Esteve, ECOM Agroindustrial Corp Ltd.) und der internationalen Organisationen (Amira Gornass, Präsidentin des Ausschusses für Welternährungssicherheit, CFS) nahmen anschliessend an einem Diskussionspanel teil, in dessen Rahmen die grössten Vorteile einer Umsetzung der RAI-Grundsätze, aber auch die Schwierigkeiten und Herausforderungen, die mit einer tatsächlichen breit angelegten Anwendung dieser Grundsätze einhergehen, identifiziert wurden.

Am Nachmittag fand ein Workshop statt, um die Inputs vom Vormittag weiter zu vertiefen. Die Anwesenden insistierten insbesondere darauf, wie wichtig Vertrauen und Transparenz innerhalb der Wertschöpfungskette sind. Im Weiteren bekräftigten sie, dass Kontrollmechanismen und langfristige Partnerschaften entwickelt werden müssen, damit alle Akteurinnen und Akteure ihre Bücher offenlegen und die RAI-Grundsätze verinnerlichen. Ausserdem wurden die Rolle der Konsumentinnen und Konsumenten wie auch die Bedeutung von geeigneten Anreizen für nachhaltiges Investieren und Einkaufen angesprochen. Es wurde darauf hingewiesen, dass die Umsetzung der RAI-Grundsätze aufgrund der zahlreichen involvierten Stakeholder und der fehlenden Zwangsmechanismen heikel ist. Vor diesem Hintergrund könnten Richtlinien und Instrumente zur Selbstkontrolle, die für jeden Sektor erarbeitet würden, das Verständnis und die Anwendung der RAI-Grundsätze in den einzelnen Sektoren verbessern. Abschliessend wiesen die Anwesenden noch darauf hin, wie wichtig es ist, die RAI-Grundsätze bekannter zu machen und weiter zu verbreiten, namentlich über die Identifizierung von Key Playern, die als Zugpferde vorangehen können.

Michaël Würzner, BLW, Fachbereich International nachhaltige Landwirtschaft, michael.wuerzner@blw.admin.ch