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Hintergrund  

Entlang der Lebensmittelkette sind zahlreiche Akteure für deren Sicherheit besorgt. Die Kantone gewährleisten die Kontrolle der Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände, die Veterinärkontrollen sowie die Kontrollen der Primärproduktion und der Produktionsmittel für die Landwirtschaft. Der Bund stellt über Agroscope eine zentrale Kontrolle der vermarkteten Futtermittel sicher.

Mit der zunehmenden Komplexität der Lebensmittelkette und den wachsenden Erwartungen der Konsumentenschaft bei gleichzeitiger Verknappung der Ressourcen drängt sich eine immer feinere Strukturierung und Koordination dieser Kontrollen auf, um ein hohes Sicherheitslevel für die Konsumentinnen und Konsumenten zu wahren.

Im mehrjährigen nationalen Kontrollplan (NKP) werden die gesetzlichen Grundlagen, die in die Kontrollen involvierten Akteure sowie die Tätigkeiten entlang der Lebensmittelkette beschrieben. 2015 wurde im Schulterschluss mit allen betroffenen Stellen eine Gesamtstrategie definiert, die dieser Entwicklung Rechnung trägt und eine bessere Strukturierung und Koordination diese Tätigkeiten bezweckt, um deren Effizienz zu steigern.

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Gemeinsame Ziele in einer Strategie vereint 

In der Schweiz sind über 70 Stellen bei Bund und Kantonen mit Vollzugsaufgaben und amtlichen Kontrollen zur Wahrung der Lebensmittelsicherheit betraut. Die sektorielle Organisation des Kontrollsystems und die föderale Struktur ermöglichen eine sinnvolle Umsetzung der einheitlichen Vorgaben und bedingen ein hohes Mass an Koordination und Kooperation.

Einmal jährlich organisiert die Bundeseinheit für die Lebensmittelkette (BLK) eine NKP-Tagung. Hier treffen sich die Akteure der Lebensmittelkette, das heisst die Kantonschemiker, Amtstierärzte und die kantonalen Landwirtschaftsämter sowie das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) und die Eidgenössische Zollverwaltung (EZV). In den Gesprächen der Arbeitsgruppen, die an dieser Tagung gebildet werden, kristallisierte sich das Bedürfnis heraus, auf gemeinsame Ziele hinzuarbeiten.

Eine gemischte Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertretern von Bund und Kantonen, wurde beauftragt, strategische Ziele entlang der Lebensmittelkette zu erarbeiten. Übergeordnetes Ziel ist es, die Sicherheit entlang der Lebensmittelkette so effektiv und so effizient als möglich zu gewährleisten.

Die Aufgabe der Arbeitsgruppe setzt sich aus zwei Phasen zusammen:

Strategische und operative Ziele entlang der Lebensmittelkette werden formuliert sowie die Zuständigkeiten und Aufgaben der Akteure festgelegt.

Die Strategie wird im NKP umgesetzt.

Die Strategie umfasst die folgenden vier Ziele: 

1. Lebensmittel auf dem Markt sind sicher und konform.
Die Sicherheit von Lebensmitteln und Bedarfsgegenständen soll entlang der Lebensmittelkette hoch gehalten werden, um die Konsumentenschaft vor Gesundheitsgefährdungen zu schützen und ihre Erwartungen an die Lebensmittel zu erfüllen.

2. Das System entwickelt sich weiter und fördert die Zusammenarbeit.
Das Vollzugs- und Kontrollsystem entlang der Lebensmittelkette soll durch eine verbesserte Zusammenarbeit und einen transparenteren Datenfluss effektiver werden. Die Verantwortlichen aus der Politik werden eingebunden und eine kontinuierliche Verbesserung der Synergien in der Organisation wird angestrebt. Der administrativen Entlastung wird Beachtung geschenkt.

3. Das System beugt Krisen aktiv vor und bewältigt sie erfolgreich.
Die Zusammenarbeit in den verschiedenen Zuständigkeiten in der Organisation ist so ausgestaltet, dass Krisen vorgebeugt und bewältigt werden können. Das Krisenhandbuch ist aktuell und unterstützt die Organisation.

4. Optimale Voraussetzungen für den Marktzugang werden geschaffen.
Die Zusammenarbeit der Akteure entlang der Lebensmittelkette soll so ausgestaltet sein, dass Lebensmittel, Halbfabrikate und Rohstoffe, die in unsere Zuständigkeit fallen, im Inland, in der Europäischen Union und in ausgewählten anderen Ländern (Länder mit denen die Schweiz ein Handelsabkommen abgeschlossen hat oder ein solches anstrebt) mit oder ohne Auflagen marktfähig sind.

Nach Anhörung der interessierten Kreise wurde diese Strategie von allen betroffenen Parteien gutgeheissen.

Diese Gesamtstrategie ist eine erste Etappe und umfasst bereits gewisse strategische Ziele und mögliche Massnahmen für deren Umsetzung. Eine neue Arbeitsgruppe, die sich aus Vertretern des operativen Teils der einzelnen Organisationen zusammensetzt und sich mit der Umsetzung befasst, prüft diese Vorschläge im Detail, ergänzt sie anhand ihrer Erfahrung und legt Prioritäten fest.

Vorschläge für operative Teilziele und mögliche Massnahmen für die Umsetzung des ersten strategischen Ziels

Strategisches ZielOperative TeilzieleMassnahmen
Schwerpunkte  
Lebensmittel auf dem Markt sind sicher und konform.Gemeinsames Risikoverständnis entlang der Lebensmittelkette erarbeiten und festlegen.Ein konsolidierter Katalog von möglichen Risiken und deren Priorisierung als Planungsgrundlage wird erstellt. Die aktuell gehaltene Rechtsetzung unterstützt den wirkungsvollen Vollzug.
 Die Lebensmittelsicherheit ist messbar: Es besteht ein Lebensmittelsicherheitsindex zur Quantifizierung der Lebensmittelsicherheit mit dem Ziel, diese zu verbessern.Die AG Datenanalyse definiert Indikatoren und deren Gewichtung unter Einbezug der schon existierenden Lösungen im In- und Ausland.
Die Erstellung, Umsetzung und das Controlling des Lebensmittelsicherheitsindexes ist aufgegleist.
 Reduktion der Campylobateriosefälle: Mittelfristige Umkehr des epidemiologischen Trends. Bis Ende 2019 ist das Niveau der Campylobacteriosen beim Menschen der Jahre 2005/2006 (Inzidenz unter 70 pro 100 000 Bevölkerung und Jahr) erreicht.Das Reduktionskonzept «Campy minus» soll unter Einbezug aller Beteiligten erstellt, umgesetzt und dessen Fortgang überwacht werden.
 Bis Ende 2015 liegt eine landesweite Strategie gegen Antibiotikaresistenzen (StAR) vor.Ein Umsetzungskonzept zur nationalen Strategie gegen Antibiotikaresistenzen (StAR) wird erstellt.
 Alle Akteure verfügen über die für ihre Arbeit notwendigen Daten und Informationen.Durchführung einer Ist/Soll Analyse, welche untersucht wo Daten/Infos und in welcher Qualität vorliegen respektive für die optimale Ausführung des Vollzugsauftrages der einzelne Akteure benötigt werden.

Louis Tamborini, BLW, Fachbereich Produktionssicherheit und Tierernährung, louis.tamborini@blw.admin.ch