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Im Jahr 2012 wurde auf UNO-Ebene ein globaler 10-Jahresrahmen für Programme zur Förderung nachhaltiger Konsum- und Produktionsmuster (engl. 10-Year Framework of Programmes on Sustainable Consumption and Production, kurz 10YFP) verabschiedet. Dies in der Überzeugung, dass nicht-nachhaltiger Konsum und Produktion die Hauptursache der anhaltenden Verschlechterung des weltweiten Umweltzustands darstellen.

Das Programm für nachhaltige Ernährungssysteme wurde ab dem Jahr 2011 in einem gemeinsamen Prozess von FAO und UNEP entwickelt, welchen die Schweiz von Anfang an begleitet und aktiv unterstützt hat. Basierend auf diesen Vorarbeiten konnte im Oktober 2015 schliesslich ein globales Multistakeholder Programm für nachhaltige Ernährungssysteme unter dem 10YFP (engl. 10YFP Sustainable Food Sytsems Programme) lanciert werden.

Was ist ein nachhaltiges Ernährungssystem?

Das Programm für nachhaltige Ernährungssysteme basiert auf folgenden Definitionen des High Level Panel of Experts on Food Security and Nutrition (HLPE) des Welternährungskomitees (CFS):

«A food system gathers all the elements (environment, people, inputs, processes, infrastructures, institutions, etc.) and activities that relate to the production, processing, distribution, preparation and consumption of food and the outputs of these activities, including socio-economic and environmental outcomes».

«A sustainable food system (SFS) is a food system that delivers food security and nutrition for all in such a way that the economic, social and environmental bases to generate food security and nutrition for future generations are not compromised».

Das Programm hat zum Ziel, den Wandel hin zu nachhaltigen Konsum- und Produktionsmustern entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu fördern. Dazu verfolgt es einen systemischen Ansatz, der darauf abzielt, die Akteure entlang der gesamten Nahrungsmittelkette mit einzubeziehen. Das Programm richtet sich dabei bewusst an Industrie- sowie Entwicklungsländer, wobei bei der Umsetzung spezifische nationale und regionale Bedürfnisse berücksichtigt werden sollen.

Das Programm für nachhaltige Ernährungssysteme verfolgt Aktivitäten in den Bereichen der Sensibilisierung der Öffentlichkeit, Kompetenzaufbau (Capacity Building), der Verbreitung von Wissen und Information, sowie der Stärkung von Partnerschaften. Die thematischen Schwerpunkte des Programms beinhalten die Förderung nachhaltiger und ressourcenschonender Ernährung, die Reduktion von Nahrungsmittelabfällen (Food Waste) und die Stärkung der Resilienz in der Landwirtschaft.

Die Schweiz wurde am Kick-off-Anlass des 10YFP Sustainable Food Systems Programme im Oktober 2015 zusammen mit Südafrika, Hivos und dem WWF in die Co-Leitung des Programms gewählt. Dieses hat weiter einen Steuerungsauschuss («Multi-stakeholder Advisory Committee», kurz MAC), der aus 23 Ländern und Institutionen verschiedener Stakeholder-Gruppen besteht, wie z.B. Brasilien, Frankreich, USA, FAO, UNEP, Nestlé und Biovision. Ausserdem konnten bereits über 70 Organisationen weltweit als Implementierungspartner gewonnen werden, darunter aus der Schweiz: Agroscope, ETH World Food System Center, FiBL, foodwaste.ch, Foodways Consulting, HAFL, Helvetas Intercooperation, Origin for Sustainability, Schweizerische Gesellschaft für Ernährung, Universität Bern – Centre for Development and Environment, ZHAW.

Der Kick-off-Anlass des 10YFP Sustainable Food Systems Programme

Das 10YFP Sustainable Food Systems Programme wurde Ende Oktober 2015 im Rahmen der Mailänder Weltausstellung an einem Kick-off-Anlass im Schweizer Pavillon lanciert. Der Steuerungsausschuss tagte an diesem Anlass zum ersten Mal und legte inhaltliche Prioritäten fest, welche das Programm in den kommenden Jahren schwerpunktmässig angehen soll.

Die Co-Leitung des SFS Programme und die Mitglieder des Steuerungsausschusses haben sich an diesem Tag aber nicht nur mit den thematischen Schwerpunkten des Programms befasst. Sie konnten sich in den verschiedenen Länderpavillons auch in einem breiteren Kontext mit der Frage auseinandersetzen, wie eine sichere, gesunde und gleichzeitig ressourcenschonende Ernährung für alle sichergestellt werden kann, welche auch bei der Umsetzung des Programms für nachhaltige Ernährungssysteme im Fokus stehen wird.

Das Programm bringt Akteure entlang der Wertschöpfungskette aus dem Privatsektor, der Forschung, internationalen Organisationen, NGOs und Regierungsorganisationen zusammen, damit diese Synergien bilden und ihre Ressourcen gezielt einsetzen können, um das gemeinsame Ziel zu erreichen, den Wandel hin zu nachhaltigeren Ernährungssystemen zu beschleunigen. Programmpartner können ihre bestehenden Projekte einbringen, und gemeinsam neue Projekte entwickeln und umsetzen.

Das Sustainable Food Systems Programme leistet einen direkten Beitrag zur Umsetzung der UNO-Ziele für Nachhaltige Entwicklung (SDGs). Dazu gehören insbesondere SDG 2 zur Hungerbekämpfung und Förderung nachhaltiger Landwirtschaft und SDG 12 zur Förderung nachhaltiger Konsum- und Produktionsmuster, aber auch eine Reihe weiterer SDGs, die im Zusammenhang mit der Land- und Ernährungswirtschaft stehen.

Patrick Mink, BLW, Fachbereich Internationale nachhaltige Landwirtschaft, patrick.mink@blw.admin.ch  
Dominique Wolf, BLW, Fachbereich Internationale nachhaltige Landwirtschaft