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Anhand der Ergebnisse einer Spezialauswertung von «Statistics on Income and Living Conditions (SILC)» werden die Lebensbedingungen von Bauernfamilien untersucht und mit anderen Haushalten verglichen.

262 Personen aus bäuerlichen Haushalten wurden im Rahmen der SILC 2014 befragt. Als bäuerlicher Haushalt gilt dabei, wenn mindestens eine Person aus dem Haushalt selbständig im Landwirtschaftssektor erwerbstätig ist. Um eine Vergleichbarkeit mit nicht landwirtschaftlichen Haushalten zu ermöglichen, wurde den bäuerlichen Haushalten die Kontrollgruppe «Haushalte aus dünn besiedeltem Gebiet», deren Referenzperson erwerbstätig ist, zugeordnet (Kontrollgruppe: 2033 Personen).

Alle auf der Basis einer Stichprobe ermittelten Schätzungen – wie bei SILC – sind mit einer Unsicherheit behaftet, da lediglich ein Teil der Bevölkerung befragt wird, um ein Merkmal der Gesamtbevölkerung zu schätzen. Diese Unsicherheit kann quantifiziert werden, indem ein sogenanntes Vertrauensintervall berechnet wird, das umso enger ist, je genauer die Resultate sind. Mit dem Vertrauensintervall wird ausgedrückt, dass sich der tatsächliche Wert eines Merkmals in der Gesamtbevölkerung mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit (95 %) innerhalb des Intervalls befindet. Mithilfe der Vertrauensintervalle lässt sich darüber hinaus bestimmen, ob Unterschiede statistisch signifikant sind. Die Stichprobe der bäuerlichen Haushalte ist klein, entsprechend gross sind jeweils die Unsicherheiten bzw. Vertrauensintervalle.

Nachfolgend werden die wichtigsten Erkenntnisse in den Abschnitten «Zufriedenheit», «Finanzielle Situation», «Wohnsituation und -umfeld» sowie «Vertrauen in Staat/Politik» aufgezeigt.

Zufriedenheit

Bei der Einschätzung der Zufriedenheit mit verschiedenen Bereichen wie dem «Leben», den «persönlichen Beziehungen» oder dem «Gesundheitszustand» zeigt sich ein uneinheitliches Bild. So wird die Zufriedenheit mit der «eigenen finanziellen Situation» von beiden Gruppen etwa gleich hoch eingeschätzt, bei der Zufriedenheit mit dem «Einkommen aus dem Haupterwerb» gibt es hingegen deutliche Unterschiede: 44 % der Personen aus bäuerlichen Haushalten haben hier eine hohe Zufriedenheit, bei den ländlichen Haushalten sind es mit 56 % signifikant mehr. Mit den «Arbeitsbedingungen» sind die Personen aus bäuerlichen Haushalten zwar weniger oft sehr zufrieden als die Kontrollgruppe, das «Arbeitsklima» wird jedoch von den Befragten aus Bauernhaushalten als besser eingestuft. Auch bei der Freizeit sind die Resultate uneinheitlich: Mit den «Freizeitaktivitäten» sind die Personen aus dem bäuerlichen Umfeld etwa gleich zufrieden, mit der «vorhandenen Freizeit» wiederum leicht weniger zufrieden als die Vergleichsgruppe. Andere kleine Unterschiede sind nicht signifikant. Insgesamt (Durchschnitt von 12 Mittelwerten) sind die befragten Personen aus bäuerlichen Haushalten gleich zufrieden wie die Personen der Kontrollgruppe.

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Finanzielle Situation

Mit der finanziellen Situation der Haushalte sind die befragten Personen aus dem bäuerlichen Umfeld etwas weniger oft sehr zufrieden als die Kontrollgruppe. Anteilsmässig haben etwa gleichviele bäuerliche und nicht-bäuerliche Haushalte aus dünn besiedeltem Gebiet Schwierigkeiten, über die Runden zu kommen (je rund 10 %).

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Während die Begleichung einer unerwarteten Ausgabe anteilsmässig weniger bäuerlichen Haushalten als den Vergleichshaushalten Mühe bereitet, ist es für signifikant mehr bäuerliche Haushalte (7 %) schwierig, eine ausreichende Beheizung der Wohnung sicherzustellen. Der Anteil an Haushalten, die aus finanziellen Gründen nicht in die Ferien können, ist bei beiden Gruppen (bäuerlich und ländlich) mit gut 8 % etwa gleich hoch.

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Wohnsituation und -umfeld

Die bäuerliche Bevölkerung lebt signifikant häufiger (17 %) in zu dunklen Wohnungen als die Vergleichsgruppe (7 %). Es leben auch anteilsmässig mehr Personen aus bäuerlichem Umfeld in zu feuchten Wohnungen, der Unterschied ist hier aber nicht signifikant.

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Beim Wohnumfeld zeigen die Resultate, dass die Personen aus bäuerlichen Haushalten weniger durch Lärm beeinträchtigt sind als die Kontrollgruppe.

Vertrauen in Staat/Politik

Bei der Frage nach dem Vertrauen in das Rechtssystem sind die Einschätzungen zwar in einem ähnlichen Bereich (6,6 bzw. 7 von maximal 10), die Unterschiede zwischen den bäuerlichen und den übrigen ländlichen Haushalten jedoch statistisch signifikant: Die bäuerlichen Personen haben weniger Vertrauen in das schweizerische Rechtssystem. Das Vertrauen in das politische System ist bei allen befragten Personen ähnlich hoch (um 6,5).

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Esther Grossenbacher, BLW, Fachbereich Forschung, Beratung und Evaluation, esther.grossenbacher@blw.admin.ch