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Kurzübersicht und gesetzlicher Kontext

Das BLW betreibt das Informationssystem HODUFLU (steht für Hofdüngerflüsse) zur Erfassung von Nährstoffverschiebungen in der Landwirtschaft. Die online-Anwendung HODUFLU wurde als Vollzugsinstrument für den Bereich des stofflichen Gewässerschutzes und zur Administration der Hof- und Recyclingdüngerverschiebungen entwickelt. Der Fokus liegt dabei auf den Verschiebungen der Nährstoffe Stickstoff und Phosphor.

Die Anwender von HODUFLU sind landwirtschaftliche Betriebe und landwirtschaftliche sowie gewerblich/industrielle Biogas- und Kompostierungsanlagen. Sie müssen sämtliche Verschiebungen von Hof- und Recyclingdünger in und aus der Landwirtschaft sowie zwischen den Betrieben in HODUFLU erfassen. In gewissen Fällen werden auch Verschiebungen mit dem angrenzenden Ausland vorgenommen; insbesondere Deutschland, Liechtenstein und Österreich.

Verschiebungen von Hof- und Recyclingdünger werden im System als Lieferscheine erfasst, mit Angaben zur Menge, dem Nährstoffgehalt sowie dem Abgeber und Abnehmer. HODUFLU-Lieferscheine werden für die Berechnung der Nährstoffbilanz – Suisse-Bilanz – beigezogen, sofern diese vom Abnehmer bestätigt wurden.

HODUFLU im Detail und Systemgrenze

Bewirtschafter und Bewirtschafterinnen erfassen selbst die Produkte und Lieferscheine. Wer Hof- oder Recyclingdünger abgibt, ist verantwortlich für die korrekte Erfassung und Zuweisung des Lieferscheins zu einem Abnehmer. Der Abnehmer hat beim Eintreffen der physischen Lieferung den Lieferschein im online-System HODUFLU zu bestätigen.

ab16_politik_datenmanagement_grafik_hoduflu_hofduengerfluss_d.png


Obige Grafik definiert die Systemgrenze von HODUFLU und zeigt exemplarisch eine Hofdüngerverschiebung von Hof A nach Hof B. Die Lieferscheinerfassung erfolgt durch Bewirtschafter von Hof A. Die Lieferscheinbestätigung erfolgt durch Abnehmer vom Hof B. Geht eine Lieferung an eine Vergärungs- oder Kompostierungsanlage erfolgt für die Rückführung auf einen Landwirtschaftsbetrieb eine erneute Lieferscheinerfassung durch die Kompostierungs- oder Vergärungsanlage und eine Lieferscheinbestätigung durch den Abnehmerbetrieb (Hof B).

Abgeber von Hofdüngern sind in der Regel landwirtschaftliche Bewirtschafter mit hoher Tierdichte und folglich hohem Anfall an Hofdünger verglichen mit der düngbaren Fläche. Der Nährstoffgehalt der Hofdünger wird durch den abgebenden Hof berechnet oder mit einem Standardgehalt angegeben; für Abgaben aus Biogasanlagen werden meistens Laboranalysen zur Bestimmung des Nährstoffgehalts verwendet. Hofdünger werden in der Regel auf Landwirtschaftsbetriebe mit einem ausgewiesenen Bedarf an Nährstoffen gebracht oder in Biogas- und Kompostierungsanlagen. Nach der Vergärung oder Kompostierung gelangen die Produkte in der Regel zurück in die Landwirtschaft.

In der nächsten Grafik ist die Systemgrenze von HODUFLU verdeutlicht. Der Pfeil bei Co-Substraten (siehe Kasten) soll zeigen, dass diese in die Biogasanlagen fliessen, jedoch in HODUFLU nicht in Form von Lieferscheinen erfasst werden. Die landwirtschaftlichen Biogasanlagen deklarieren jedoch jährlich die eingegangenen Summen in einem Bilanz-Formular. Ebenso werden Futtermittelzufuhren nicht in HODUFLU erfasst, diese führen jedoch letztendlich zu zusätzlichem Hofdünger in der tierischen Produktion. HODUFLU erfasst nur jene Hofdüngermengen, die vom Hof weggeführt werden. Der innerbetriebliche Nährstoffkreislauf wird nicht erfasst.

Nährstoffzuflüsse aus Fleischimporten, dem Phosphor-Recycling oder Mineraldüngern liegen vollständig ausserhalb von HODUFLU, tragen aber zur Nährstoffsituation in der Schweiz bei.

Häufige Co-Substrate:

Grüngut, wie Rasenschnitt oder Äste; meist aus dem Gartenbau
Speisereste von Privaten oder aus der Gastronomie
Schlachtabfälle oder abgelaufene Lebensmittel
Nebenprodukte aus der Lebensmittelverarbeitung (z.B. Glycerin)

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Mineraldünger, Futtermittelimporte oder Phosphor aus Recycling liegen ausserhalb der Betrachtung von HODUFLU. Der Zufluss von Co-Substraten in die Biogasanlagen wird nicht in Form von Lieferscheinen erfasst; bei landwirtschaftlichen Biogasanlagen wird die Zufuhr von Co-Substraten einmal jährlich bilanziert.

Produkte und Gehaltsbestimmung

Die in HODUFLU verschobenen Produkte haben grundsätzlich zwei verschiedene Herkunftsarten. Hofdünger aus der landwirtschaftlichen Tierhaltung, in Form von Mist und Gülle, gelten immer als Hofdünger. Die Abgänge aus den Biogasanlagen sind je nach Anteil an Co-Substraten entweder als Hof- oder als Recyclingdünger deklariert.

Die vier wichtigsten Produktekategorien von in HODUFLU verschobenen Produkten sind:

Hofdünger aus Tierhaltung (Schweine, Rinder, Geflügel, Andere)

Hofdünger aus landwirtschaftlichen Biogasanlagen

Recyclingdünger aus gewerblich/industriellen Biogasanlagen. (Festes Gärgut, Flüssiges Gärgut, Nährstoffkonzentrat)

Recyclingdünger Kompost aus Kompostierungsanlagen

Deklaration von Hof- oder Recyclingdünger nach der Verarbeitung in einer Biogasanlage

   Input-MaterialOutput-Material
Landwirtschaftliche Vergärungsanlage
(Landwirtschafts-Zone)
  ≥ 80 % Hofdünger
50-80 % Hofdünger
Hofdünger
Recyclingdünger
Gewerblich/industrielle VergärungsanlageWeniger als 50 % HofdüngerRecyclingdünger

HODUFLU Datenauswertung – die wichtigsten Zahlen

Aktuell sind rund 20 000 Benutzer in HODUFLU tätig; dies entspricht der Anzahl der aktiven HODUFLU-Konten. Davon sind rund 8000 Abgeber und rund 12 000 Abnehmer; einige Betriebe haben sowohl Zu- wie auch Wegfuhren.

Folgende Tabelle zeigt die Summen sämtlicher Lieferungen in HODUFLU im Jahr 2015. Es wurden knapp 46 000 Lieferscheine erfasst, davon betrafen 35 500 Hofdüngerlieferungen von Tierhaltungen und 10 484 Hof- und Recyclingdüngerlieferungen von Biogas- und Kompostierungsanlagen. Total wurden rund 3,7 Millionen Kubikmeter Material verschoben, was einer Nährstoffmenge von rund 17 000 Tonnen Stickstoff (Nges = Gesamtstickstoff) und knapp 8500 Tonnen Phosphor (P2O5) entspricht. Den mit Abstand grössten Nährstofffluss machten die Hofdünger aus der Tierhaltung aus; es sind knapp 11 000 t Nges bzw. 5700 t P2O5. Aus Biogas- und Kompostierungsanlagen (landwirtschaftliche und gewerblich/industriell zusammengenommen) wurden gesamthaft gut 6400 t Nges bzw. 2800 t P2O5 über HODUFLU verschoben.

Lieferungen in HODUFLU 2015

  Lieferscheine (Anzahl)Menge (m3)  Nges (t)  P2O5 (t)
Hofdüngeraus landw. Biogasanlagen 2424343 3371187 519
 aus Tierhaltung35 473 2 445 80610 9315669
   Zwischensumme37 897
2 789 143
12 118
6189
Recyclingdüngeraus gew./ind. Biogasanlagen5591647 79132591278
  Kompost 2471 260 99920201026
  Zwischensumme8062908 790
5279
2305
 Summentotal45 959 3 697 93317 3978494

Quelle: BLW

Schweizweit fallen 23 Millionen Tonnen Hofdünger an, davon werden rund 90 % auf den Ursprungshöfen eingesetzt und folglich gut 10 % über HODUFLU verschoben. Von diesen 10 % gehen rund 4/5 direkt auf andere landwirtschaftliche Betriebe für die Ausbringung auf dem Feld. Rund 1/5 macht den Weg über Biogas- und Kompostierungsanlagen. Von der Landwirtschaft werden somit 2630 t Nges und 1491 t P2O5 in Biogasanlagen gebracht; retour kommt knapp das Doppelte: Von den Biogasanlagen werden 5123 t Nges und 2262 t P2O5 an landwirtschaftliche Betriebe geliefert. Diese Zunahme an Nährstoffen resultiert hauptsächlich aus den zugeführten Co-Substraten.

Anteile von Hofdüngerflüssen zwischen der Landwirtschaft und Biogas- und Kompostierungsanlagen

     Lieferscheine (Anzahl)Menge (m3)Nges (t)P2O5 (t)
Landwirtschaft als AbgeberLandwirtschaft als Abnehmer29 5351 957 36383014177
Landwirtschaft als Abgeber →Biogas/Kompostierungsanlage als Abnehmer5940488 68826301491
Landwirtschaft als AbnehmerBiogas/Kompost als Abgeber9396 979 330 51232262

Quelle: BLW

Verschiebungen auf Ebene der Kantone

Von den 26 Kantonen haben 8 Kantone Liefermengen von mehr als 50 000 m3 Hof-und Recyclingdünger. In den Kantonen AG, BE, FR, LU, SG, TG, VD und ZH wurden zusammen über 78 % sämtlicher Verschiebungen registriert. Folgende Grafik zeigt diese acht Kantone, dazu in Pfeilen die wichtigsten Verschiebungen.

ab16_naehrstofffluesse-schweiz.png


Die nachfolgende Tabelle zeigt die Menge verschobener Kubikmeter dieser Kantone im Detail. Die rot markierten Felder stellen die Verschiebungen, die innerhalb des Kantons abgewickelt werden, dar. Grün markiert sind die grössten interkantonalen Verschiebungen, diese sind auf der Schweizerkarte mittels Pfeilen dargestellt. Ein Vergleich der rot und grün markierten Felder zeigt deutlich, dass die grössten Verschiebungen innerhalb der Kantone stattfinden.

Der grösste interkantonale Transfer fand im Jahr 2015 vom Kanton LU in den Kanton BE statt. Hier wurden 63 393 m3 Material verschoben, dies entspricht 422 t Nges und 232 t P2O5. Der zweitgrösste interkantonale Transfer fand vom Kanton LU in den Kanton AG statt. 83 943 m3 Material enthielten 390 t Nges und 186 t P2O5. Der drittgrösste Transfer fand vom Kanton SG in den Kanton TG statt und der viertgrösste vom Kanton SG in den Kanton ZH.

ab16_anzahl_kubikmeter_d.png


Die vollständigen Zahlen finden sich in den folgenden aufklappbaren Tabellen.

Zu verschobenen Stickstoffmengen

Zu verschobenen Phosphatmengen

Fazit

Diese ersten Auswertungen der HODUFLU-Daten zeigen interessante Ergebnisse. Schlussfolgerungen können noch nicht definitiv gezogen werden. Die vorhandene Datenbasis kann für die Unterstützung des Vollzugs in den Kantonen genutzt werden und ermöglicht die Beantwortung von Fragen, um zukünftige Herausforderungen anzugehen.

HODUFLU zeigt ausschliesslich die verschobenen Nährstoffmengen von Hof- und Recyclingdüngern. Derzeit werden vom gesamten Hofdüngeranfall in der Schweiz rund 10 % zwischen den Betrieben verschoben. Ein interessanter Aspekt liegt darin, dass über die Biogasanlagen – genauer über die Co-Substrate – eine bemerkenswerte Menge an Nährstoffen in das landwirtschaftliche System gelangt.

HODUFLU soll zu einer Entlastung der Nährstoffhotspots und einer besseren Verteilung in Gebiete, in denen Nachfrage vorhanden ist, beitragen. Übergeordnetes Ziel ist auch weiterhin die Inwertsetzung von Hof-und Recyclingdüngern und die bessere Verteilung von Nährstoffen. HODUFLU leistet durch die zentrale Erfassung eine verlässliche Datengrundlage und einen Beitrag zur Transparenz der Nährstoffverschiebung.

Mathias Kuhn, BLW, Fachbereich Direktzahlungsprogramme, mathias.kuhn@blw.admin.ch