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Die Herausforderung, auf die sich die Landwirtschaft in den nächsten Jahren ausrichten muss, ist die Erhaltung der Ernährungssicherheit. Laut FAO ist Ernährungssicherheit gegeben, wenn alle Mitglieder einer Gesellschaft jederzeit physischen und wirtschaftlichen Zugang zu ausreichender, sicherer und nahrhafter Nahrung haben, welche ihren Ernährungsbedürfnissen und Nahrungsmittelpräferenzen für ein aktives und gesundes Leben entspricht.

Die Sicherstellung der Ernährungssicherheit wird massgeblich von der Gestaltung der Agrarökosysteme, der Landwirtschafts- und Ernährungssysteme abhängen, welche starken Veränderungen, wie dem sich wandelnden Klima, dem Verlust an fruchtbarem Boden und dem Schwund an Biodiversität, ausgesetzt sind. Eine wichtige Voraussetzung für eine nachhaltige Landwirtschaft unter diesen Bedingungen ist die Fähigkeit der Agrarökosysteme nach Störungen wieder in den Ausgangszustand zurückzukehren. Diese Fähigkeit, Störungen abzufangen und unverändert zu überdauern, nennt man Resilienz.

Die Schweiz und die internationale Gemeinschaft arbeiten daher an Programmen und Initiativen, die das Landwirtschaft- und Ernährungssystem auf lokaler sowie auf globaler Ebene auf Ernährungssicherheit und auf mehr Resilienz gegenüber Veränderungen ausrichten. Damit soll die Ernährung der Menschheit in einem sich wandelnden Umfeld langfristig sichergestellt werden.

Globale Agenda für nachhaltige Nutztierhaltung 

Das BLW arbeitet weiterhin mit der FAO und anderen Partnern an der globalen Agenda für nachhaltige Nutztierhaltung (Global Agenda for Sustainable Livestock, GASL). Es sind grosse Anstrengungen in der Agrarforschung und Investitionen – verbunden mit einer soliden Gouvernanz – nötig, damit der Nutztiersektor weltweit den Anstieg der Nachfrage nach Lebensmitteln tierischen Ursprungs und die sich verändernden Bedürfnisse der Bevölkerung bewältigen kann. Gleichzeitig besteht der Anspruch an den Sektor, einen Beitrag zur Bekämpfung von Armut, zur Verbesserung der Ernährungssicherheit sowie zum Schutz der Umwelt und der Gesundheit des Menschen zu leisten.

Das Ziel von GASL ist eine langfristig nachhaltige Entwicklung des Nutztiersektors, unter anderem durch effiziente Nutzung der natürlichen Ressourcen. Die Initiative beschäftigt sich dabei mit Themen der globalen Ernährungssicherheit und der öffentlichen Gesundheit, mit gerechtem Wachstum sowie mit natürlichen Ressourcen und Klimawandel.
 
2015 gab sich GASL eine neue Gouvernanzstruktur, damit die unterschiedlichen Sektoren der Gesellschaft besser abgebildet werden können. So sind nun unter anderem öffentliche Institutionen, die Privatwirtschaft, Forschung, NGOs und die Geldgeber in insgesamt sieben Interessengruppen zusammengefasst und im Lenkungsausschuss vertreten. Dieser Lenkungsausschuss trat im September 2015 in Genf ein erstes Mal zusammen, um den Aktionsplan 2016-2018 zu erarbeiten. Dieser trat anfangs 2016 in Kraft und konzentriert sich auf Erleichterung des Dialogs, Schaffung von wissenschaftlicher Erkenntnis und Anwendung von bester Praxis in der Nutztierhaltung.

Im Juni 2016 fand schliesslich das sechste Multi-Stakeholder-Treffen des GASL in Panama statt. Die Teilnehmenden diskutierten die Notwendigkeit eines kohärenten Verständnisses über die Rolle und die Bedeutung des Nutztiersektors in der nachhaltigen Entwicklung. Die 2030 Agenda der Vereinten Nationen über Nachhaltige Entwicklung mit ihren 17 Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals, SDG) stand dabei im Zentrum. GASL will sich ganz in deren Dienst stellen (vgl. Panama Declaration). Im Rahmen dieses Treffens wählte der Lenkungsausschuss auch einen Schweizer als neuen Präsidenten von GASL.

Förderung einer nachhaltigen Bergentwicklung: die Mountain Partnership

Die «Mountain Partnership» (MP) ist ein internationaler, freiwilliger Zusammenschluss von Staaten, Organisationen und NGOs, welche sich für den nachhaltigen Schutz von Gebirgsregionen und die Verbesserung der Lebensbedingungen der Bergbevölkerung einsetzen. Aktuell hat sie 272 Mitglieder und setzt sich aus zwischenstaatlichen Organisationen, Zivilgesellschaften, dem Privatsektor und 57 Regierungen zusammen. Das MP- Sekretariat wurde 2002 gegründet, initiiert durch die Schweiz, Italien, FAO und UNEP.

Das Sekretariat der Mountain Partnership ist bei der FAO in Rom angesiedelt. Die Hauptaufgabe des Sekretariats ist es, den verschiedenen Mitgliedern in der Umsetzung der gemeinsamen Initiative zu assistieren und deren Kooperation zu fördern.

Das BLW übernahm 2015 von der DEZA die Unterstützung des Sekretariats und ist seither Focal Point für die Schweiz. Das BLW unterstützt das Sekretariat und bietet der Organisation, welche sich seit mehr als zehn Jahren für die Förderung nachhaltiger Bergentwicklung einsetzt, Gelegenheit zur Vorstellung ihrer Tätigkeiten. Ihre neuste Studie zur Ernährungssicherung von Bergbevölkerungen wurde im Frühjahr 2016 im Alpinen Museum in Bern vorgestellt. An zahlreichen Anlässen konnte dem Sekretariat eine nützliche Plattform zur Präsentation ihrer Aktivitäten geboten werden, unter anderem an der Klimakonferenz in Paris (COP21), an den Folgeverhandlungen im Mai 2016 in Bonn und an der UNO in New York.

Eine Allianz für klimafreundliche Landwirtschaft: the Global Alliance for Climate Smart Agriculture

Die «Global Alliance for Climate Smart Agriculture» (GACSA) wurde durch den UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon während des Klimagipfels im September 2014 offiziell lanciert. Sie hat zum Ziel, die landwirtschaftliche Produktivität und die Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel zu erhöhen und gleichzeitig Treibhausgasemissionen zu senken.

Die GACSA ist eine Plattform, die das Wissen und die Erfahrungen der Partner koordiniert, Organisationen zusammenbringt und deren Austausch und Kooperation fördern will. Die Tätigkeiten der Allianz sind auf drei Bereiche fokussiert:
 
i) Förderung von Wissen, Forschung und Entwicklung für eine klimaintelligente Landwirtschaft,
ii) Effizienzerhöhung von öffentlichen und privaten Investitionen, und
iii) Schaffung günstiger Rahmenbedingungen durch die Integration von klimaintelligenter Landwirtschaft in Politiken, Strategien und Planungen auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene.

Das BLW unterstützte die GACSA während des ersten Jahres nach ihrer Lancierung, weil die Allianz sich sowohl mit Mitigations- wie auch Adaptionsmassnahmen befasst und die internationale Wissensgemeinschaft für die Landwirtschaft und den Klimawandel stärkt. Die Allianz zählt bis heute 117 Mitglieder und umfasst ein breites Spektrum von Interessensvertreter aus Regierungen, Privatsektor, Bauernorganisationen, Zivilgesellschaften, Forschungseinrichtungen und zwischenstaatlichen Organisationen. Das Sekretariat von GACSA ist bei der FAO in Rom eingerichtet.

Jeanine Volken, BLW, Fachbereich Internationale nachhaltige Landwirtschaft, jeanine.volken@blw.admin.ch